- Monika Bremer
Newsletter Monika Bremer | Zum Jahresende

Liebe Leserinnen und Leser,
zum Jahresende 2022 muss ich mir bewusst meinen persönlichen Jahresrückblick ansehen, um festzustellen, dass 2022 auch schöne Momente hatte.
2022 war vor allem eines - unglaublich anstrengend. Bis Juni Baulärm im Apartment direkt über mir, seit Anfang Dezember Baulärm im Apartment direkt unter mir. Ich weiss nicht, warum ich so gebeutelt werde. Der Stress, der dadurch entsteht, ist unsäglich, weil selbst das eigene Zuhause keine notwendige Stille zum Entspannen von der anstrengenden Stadt mit all ihren Herausforderungen bietet. Im Moment bohren und hämmern sie direkt unter meinem Schlafzimmer, die ganze Wohnung vibriert. Dabei hätte ich Ruhe gerade im Augenblick besonders nötig, um mich zu erholen, denn ich habe das zweite Mal in diesem Jahr Corona. Das erste Mal im Sommer, das zweite Mal jetzt zum Jahresende. Das Silvesterwochenende in Fayoum ist somit gestrichen. Tja.
Tja ist sowieso mein Wort des Jahres 2022. Ich habe wieder angefangen, Kulturwissenschaften zu studieren, und beschäftige mich mit Texten aus Geschichte, Literatur und Philosophie. Es kommt mir manchmal völlig absurd vor, dass ich an meinem Schreibtisch sitze und vom Fenster aus auf das ägyptische Volk in Downtown Kairo blicke. Da sitzen junge Männer unter meinem Fenster, die den ganzen Tag in ihr Handy blicken, ab und zu zu den Songs aus ihren plärrenden Telefonen in die Hände patschen und ansonsten sich lauthals streiten oder auf die nächste Mahlzeit warten, die sie sich aus einer der umliegenden Stände in Plastikgeschirr bringen lassen. Währenddessen lerne ich studierend zu lesen, zu bibliographieren und zu argumentieren. Argumentieren haben wir in der Vorlesung anhand der Gottesfrage diskutiert und über falsche Annahmen zur Beweisführung gesprochen. Wenn ich über wirtschaftliche Entwicklung, gesellschaftliche Strukturen, Bildung, Religion, gesunde Ernährung oder ähnliches lese, dann schaue ich aus meinem Fenster und denke, tja. Denn auf der Straße spiegelt sich vieles von dem wider, was über die Konsequenzen zahlreicher Entwicklungen und Strukturen geschrieben wird. Ich habe es hautnah vor meiner Tür. Ändern kann ich es nicht, darüber schreiben darf ich, wenn, nur wissenschaftlich. Ob das wissenschaftliche Arbeiten aber wirklich etwas für mich ist, darüber bin ich mir noch nicht ganz sicher. Immer nur Texte lesen, analysieren, ergänzen und widerlegen oder bestätigen? Ich weiss nicht. Wahrscheinlich bin ich doch eher diejenige, die Texte schreibt. Ich muss allerdings zugeben, dass die Herangehensweise an das wissenschaftliche Schreiben auch für den Journalismus hilft. Von daher werde ich am 1. März meine Klausur schreiben und habe mich für das Sommersemester zurückgemeldet.
Das Tja konnte ich dieses Jahr allerdings nicht nur in Kairo gebrauchen. Auch meine Reisen, die mir bislang immer Kraft und Freude gaben, waren dank Flughafenchaos und der deutschen Bahn mehr Tja als Erholung. Lange Warteschlangen am Flughafen? Tja. Ausfall von Zügen? Tja. Fehlende Lehrer, Pflegekräfte, Bedienungen, Arbeiter? Tja.
Gibt es denn Positives aus 2022 zu berichten? Ja, gibt es. Ich merke immer wieder, wie glücklich ich bin, dass ich die Arbeit als Journalistin machen darf. Das sichert mir im Moment (toi toi toi) nicht nur meinen Lebensunterhalt, sondern macht mir viel Freude. Ebenso das Entdecken neuer Themen und das Studium. Ich freue mich ebenso über neue und alte Freundschaften und über die Zeit, die ich mit Familie und am Meer, in München und in Bilbao hatte.
Ich bin jetzt Mitglied im Deutschen Journalistenverband und bereite das Thema "Jounalismus macht Schule" für Kairo vor. Zudem habe ich die Möglichkeit, Gleichgesinnte zu treffen und an Fortbildungen teilzunehmen.
Ich habe etliche Zeit auf dem Tennisplatz verbracht und war viel in der Sonne. Und das Wichtigste: Ich habe weder meinen Humor noch meine Motivation noch meinen Ehrgeiz oder meine Zielstrebigkeit verloren. Ich kämpfe nach wie vor für alles was mir wichtig ist und blicke hoffungsvoll auf das, was das noch kommt. Meine Ideen gehen mir nie aus, ungeachtet dessen, was um mich herum passiert. Hier ein kleiner, persönlicher Jahresrückblick in Bildern. Damit die schönen Momente nicht vergessen werden:
Wie geht es nun in 2023 weiter? Ich freue mich, dass ich im Januar den Regionalwettbewerb Jugend Musiziert für Kairo West organisieren und durchführen darf. Im März steht dann neben meiner ersten Klausur auch gleich am ersten Wochenende der Metal Battle für Wacken in Ägypten an. Ende März geht es dann nach München bis zum 9. Mai mit Zwischenstopp bei der Familie über Ostern. Für den 13. April habe ich Karten für das AnnenMayKantereit-Konzert in der Olympiahalle München. Wie ich mich freue!
Im Moment wäre mir danach, über den Sommer bis nach Wacken durch die Lande zu ziehen. Ich werde das aber spontan entscheiden und freue mich auf ein hoffentlich friedlicheres, besseres und etwas leichteres Jahr 2023.
Gleiches wünsche ich Euch und Ihnen auch.
Herzliche Grüße
Ihre Monika Bremer