- Monika Bremer
Newsletter | Wo ist das Gelb hin?
Aktualisiert: 14. Apr.

Liebe Leserinnen und Leser,
heute dreht sich (fast) alles um meinen neuen Podcast, den ich nun endlich in Angriff genommen habe. Meinen Newsletter, meine Kolumne sowie Auszüge aus meinem Buch "Vorleben und die Klappe halten" oder einzelne Blogbeiträge gibt es ab sofort auch "auf die Ohren" zum Hören für unterwegs oder auf der Couch zuhause. Im Moment bin ich gerade in München und erlebe den "Kulturschock rückwärts". Außerdem bin ich als Jurorin in den Metal Battle nach Tel Aviv eingeladen, und das zweite Studiensemester hat begonnen. Eigentlich dachte ich, es geht um Philosophie...
Jetzt viel Spaß beim Lesen und vielleicht auch beim Hören meiner neuen Podcast-Episoden.
Herzlichst
Ihre Monika Bremer
Augen auf - E-Mail-Betrug erkennen
Episode 1 - der neue Podcast
Endlich ist er da, mein eigener Podcast.

Wird online nach Ägypten gesucht, dann betreffen die häufigsten Suchanfragen das Thema Urlaub in Ägypten oder das antike Ägypten. Bereits mit meiner Kolumne hebe ich mich deutlich von diesen Themen ab und berichte stattdessen mal erzählerisch im Newsletter, mal journalistisch in der freitags Kolumne oder in Blogbeiträgen von dem Leben mitten aus Kairo, aus Ägypten und aus Middle East. Die gleichen Themen will auch der Podcast abdecken mit "Kairo on Air - der gesprochene Newsletter", der bewährten "freitags Kolumne" sowie Auszügen aus "Vorleben und die Klappe halten" oder Blogbeiträgen, die eher kulturwissenschaftlich angelegt sind. Ebenso habe ich im Hinterkopf, deutschsprachige Gäste aus Kairo einzuladen und mit ihnen ein Podcast-Gespräch zu führen. Es wird Dinge geben, die lassen sich schriftlich und sprachlich gleichermaßen ausdrücken, dennoch wird es Unterschiede zwischen Newsletter und Kolumne und dem Podcast geben. Im Podcast kann ich unter anderem mit Originalsprache und Musik arbeiten und nochmal andere Sinne ansprechen und Eindrücke weitergeben.
Warum aber einen Podcast, wenn man das alles auch lesen kann? Ich verzichte bewusst darauf, meine Kolumne in den Sozialen Medien so zu promoten, wie es notwendig wäre, um eine große Leserschaft zu gewinnen. Ich müsste viel mehr posten und quasi Vlogger, also Videobloggerin, werden, um eine hohe Reichweite zu erzielen. Mir sind aber Inhalte wichtiger, anstatt meine Nase an jeder Ecke in Kairo in die Kamera zu halten und zu erzählen, zu fotografieren und zu posten, was ich wann warum gerade mit wem tu. Klar kann ich das: "Hallo, ich bin es wieder, Eure Nika. Im Moment steh ich bei El Abd und habe mir einen Bon für das beste Mangoeis in Kairo gekauft. Jetzt kommt mit...". Alternativ kann ich auch in einer Reality-Show mitmachen. Wohl weniger in "Too hot to handle", aber vielleicht nehmen sie mich in "Bauer sucht Frau". Leider suche ich weder einen Bauern noch sonst jemanden. Ich könnte aber alles aus meinem Leben dann auf Instagram posten. Das liken dann alle und finden alle toll und ich habe viele Follower weil das ja so unterhaltsam ist. Das führt aber leider nicht dazu, dass jemand meine Kolumne oder meine Beiträge liest oder veröffentlicht.
Mit einem Podcast habe ich aber die Möglichkeit, ein neues Publikum zu erreichen. Es gibt Menschen, die finden wenig Zeit zum Lesen, hören beim Autofahren oder Zugfahren aber gerne einen Podcast. Und ich bin überzeugt davon, dass sich guter Inhalt, also authentischer und gut recherchierter Inhalt, herumspricht. Mit ausreichend Leserinnen und Lesern und zukünftig Hörerinnen und Hörern kann ich dann auch weiterhin auf unsinnige Social-Media-Posts sowie auf verdeckte oder offensichtliche Werbung in meinen Beiträgen verzichten. Es ist beispielsweise möglich, einen Blog bei der VG Wort anzumelden und dann darüber eine Vergütung zu erhalten, wenn die Beiträge von Vielen gelesen werden. Wenn Ihnen meine Arbeit gefällt, müssen Sie kein Abo abschließen, keine Werbung angucken oder mir einen Euro spenden. Es reicht, wenn Sie mich an Ihre Freunde, Kollegen und Bekannte weiterempfehlen, und an die *innen natürlich auch.
Gehostet wird der Podcast auf Podcaster, die auch dafür sorgen, dass der Podcast-Feed bei allen gängigen Podcast-Anbietern gehostet wird. https://nikakairo.podcaster.de/freitags-in-kairo.rss
Natürlich können Sie den Podcast auch auf meiner Internetseite anhören,
Den Newsletter erkennen Sie an dem Podcast-Logo von Nikakairo, die Themen der freitags Kolumne am Logo der Kolumne. Los geht es heute mit einer Einführung und diesem Newsletter in gesprochener Form.
Wo ist das Gelb hin?

Die ersten drei Monate des Jahres waren unglaublich. Neben der regulären Tätigkeit standen Jugend Musiziert Regional- und Landeswettbewerb sowie der Metal Battle an. Als wäre das noch nicht genug, war am 1. März Klausur für Kulturwissenschaften. Ich weiß nicht, wie, aber ich habe mit 100 % bestanden. Ja ich weiß, voll die Streberin. Und ein bißchen stolz darauf. Jetzt hat das neue Semester begonnen und ich bin eingeschrieben für die Einführung in die Literaturwissenschaften und in die Einführung in die Theoretische Philosophie. Noch immer habe ich mich nicht für ein Hauptfach entschieden. Literatur würde natürlich zum Journalismus passen, Philosophie zu den von mir geliebten gesellschaftlichen Themen. Die Vorgehensweise in Literatur finde ich sehr spannend. Online-Vorlesungen und Ring-Vorlesungen zur Literaturgeschichte sowie Übungsaufgaben. Allerdings müssen auch zwei Werke gelesen werden, unter anderem Emilia Galotti.
In Philosophie geht es darum, die wesentlichen Disziplinen der Philosophie kennenzulernen. Zunächst war ich in einer Whatsapp-Lerngruppe. Das war mir aber viel zu stressig, und jede Woche Online-Lernmeeting passt mir auch nicht so spät. Viel zu viele Whatsapp-Nachrichten zu Themen, die sich auch einfacher beantworten lassen. Das war nicht meins. Jedoch hatte jemand ehemalige Klausur- und Übungsaufgaben in dieser Gruppe gepostet. Ach, dachte ich, schau ich doch mal, was da auf mich zukommt. Ich weiß immer noch nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Die genauen Aufgabenstellungen darf ich hier auch nicht weitergeben. Aber bis Sonntag werde ich versuchen herauszufinden, was ein euklidischer Raum und ein Axiom ist und logisch falsifizieren, dass, wenn a zwischen b und c liegt, b nicht zwischen a und c liegt. Also logisch begründen, nicht mathematisch. Der Tutor hat freundlicherweise darauf hingewiesen, dass man ohne logische Vorbildung auch sagen darf, wenn man keine Lösung findet und nur Gedankengänge teilen. Wie freundlich. Etwa ähnlich verdutzt guckte ich bei einer alten Übung zum Thema Wissenschaftstherorie. Es geht um Lichtexperimente von Newton und Goethe und um das Farbspektrum von Licht und Schatten. Der Farbenstreit zwischen den Beiden soll nach Kuhn und Popper begründet werden. Die Zusatzaufgabe für Newtonfreunde lautet: Wo ist das Gelb hin? Ich hab zumindest bislang noch nicht mal verstanden, dass es überhaupt weg ist. Wenn ich das Gelb gefunden habe, lasse ich Sie das entsprechend wissen. Vielleicht gibt es ja irgendwo einen Philosophie-Podcast, in den ich mal hineinhören kann. Es ist und bleibt spannend, und wie immer sind die Tage viel zu kurz.
Zwischen den Kulturen
Im Moment bin ich in München. Nach anfänglichem Dauerfrieren habe ich mich inzwischen an das nasskalte Wetter gewöhnt und mich schnell wieder eingelebt. Gibt es so etwas wie einen Kulturschock rückwärts? Jedenfalls gibt es etliche Dinge, die mir auffallen, wenn ich eine Zeit lang weg war. Völlig überfordert war ich die ersten Tage im Supermarkt. Nicht nur vom Produktsortiment, sondern auch von den Preisen und der Automatisierung beim Zahlvorgang. Kontaktlos mit Kreditkarte oder Smartphone zahlen kann ich ja auch. Mir fiel aber vor einigen Tagen mein eigener Artikel zufällig in die Hände zum Thema Kundenarbeit und Automationen. Der Artikel ist einige Jahre alt und heute gehört es bereits zum Alltag dazu, dass man seine Artikel im Supermarkt selbst scannt und den Bezahlvorgang einleitet. In Kairo hingegen geht vieles im Alltag einfach noch in bar. Miete bezahlen, Strom bezahlen, einkaufen an Straßenständen. Eine Kreditkarte zu besitzen und in Supermärkten und Malls einzukaufen, ist in Ägypten ein Statussymbol.
Aufgefallen ist mir auch, mit wie viel Fürsorge hier etliche Kinder behandelt werden. Vor allem fällt mir auf, wie viel mit den Kindern gesprochen wird. Im Flugzeug saß eine Familie mit einem Jungen im Kindergartenalter, und die Mutter hatte ein Spiel dabei das auf dem Klapptisch Platz fand und ein Buch zum Vorlesen. Obwohl der Flug nur gut eine Stunde dauerte, war die Mutter die ganze Zeit lang in Kontakt mir ihrem Kind und sprach und spielte mit ihm. Ein Vater hatte heute morgen zwei Kinder auf dem Weg zur Kita dabei. Alle drei waren mit dem Fahrrad plus Fahrradhelm unterwegs, das jüngste Kind mit einem Laufrad. Es ging von Straßenecke zu Straßenecke und jede Frage von den Kindern wurde geduldig beantwortet. Am Bahnsteig während meiner Osterheimreise traf ich einen Sechsjährigen, der mir von seiner gesamten Osterreise zu seinen Großeltern erzählte und mir anschließend noch alle Lieder vorsang, die bei einem Tor beim jeweiligen Fußballverein gesungen werden. Das alles fand ich sehr positiv und dachte an zahlreiche ägyptische Kinder, die so etwas nicht erfahren werden. Je nach Bildungsstand der Familie laufen Kinder dort häufig einfach so mit. Gemeinsame Mahlzeiten an einem Esstisch, miteinander spielen oder Vorlesegeschichten lernen viele Kinder in Ägypten nicht kennen. So deutlich wie in diesen Tagen war mir der Unterschied bislang nie aufgefallen.
Eine neue kulturelle Herausforderung stellt sich mir Ende Mai. Ich bin eingeladen als Jurorin im Wacken Metal Battle in Israel. Dass die ägyptische Metal Battle Promoterin in Israel in der Jury ist, das ist politisch nicht vorgesehen. Und es geht auch nur, weil ich einen deutschen Pass habe. Mein Promoter-Kollege und Gastgeber meinte zu mir, dass wir das als Menschen tun, was die Politiker nicht schaffen, ein Zeichen des Menschseins und des Friedens zu setzen. Wie man in Ägypten darauf reagieren wird, das weiß ich allerdings noch nicht. Trotzdem werde ich mich auf Tel Aviv einlassen und bin super neugierig. Vor einigen Jahren, als ich mit dem Metal Battle in Ägypten anfing, hatte ich Kontakt zu Kobi und Matan von der israelischen Band "Orphaned Land". Kobi hätte tatsächlich Lust gehabt, nach Ägypten in die Jury zu kommen. Er hatte die Idee mal vorsichtig online anklingen lassen - und sie aufgrund der Drohungen und Beschimpfungen gleich wieder verworfen. Sein Besuch in Ägypten wäre nicht sicher gewesen. Ob ich auch mit Bedrohungen oder Beschimpfungen rechnen muss, oder ob erkannt wird, dass Musik Menschen ungeachtet von Nationalitäten verbindet, werde ich mal mit jemandem besprechen, der sich damit auskennt. Wie krank das alles ist, hat sich über die westlichen Osterfeiertage gezeigt. Israel hat Raketen auf den Libanon abgeschossen, und in Tel Aviv ist an der Strandpromenade eine Bombe explodiert. Ich kenne sowohl Menschen im Libanon als auch in Israel und diese kennen sich durch Wacken auch untereinander. Auf dem Festival würden sie sich wieder normal begrüßen, ein Bier gemeinsam trinken und über Musik sprechen. Die Regierungen beider Länder bewerfen sich aber mit Bomben. Ich musste sowohl im Libanon als auch in Tel Aviv fragen - ist alles ok bei Euch? Gottlob waren alle wohlauf und die Raketen trafen den Südlibanon und nicht Beirut. "Raketen brauchen wir hier nicht auch noch", meinte meine libanesische Freundin. Sie erzählte unter anderem, dass alle Lebensmittel nun in US-Dollar bezahlt werden müssten, die Gehälter aber weiterhin in libanesischen Pfund bezahlt würden. Neben der ohnehin schon hohen Inflation käme nun noch der Währungshandel auf dem Schwarzmarkt dazu. Beirut steht in diesem Jahr auch noch auf meiner Reiseliste und ebenso Saudi Arabien. Doch dazu zu gegebener Zeit mehr.
Augen auf - E-Mail-Betrug erkennen
Wer, wie ich beispielsweise aus beruflichen Gründen, oft im Internet aktiv ist, bekommt häufig betrügerische E-Mails. Als Verbraucherjournalistin zeige ich Ihnen heute, wie Sie etwas merkwürdige E-Mails ganz einfach als Betrug entlarven können. Als Beispiel nehme ich eine E-Mail, die angeblich von DHL stammt. Ein Paket soll mir zugestellt werden, und ich soll 2,99 Euro Nachnahme bezahlen. Zum einen habe ich gar nichts bestellt, zum anderen wüsste ich nicht, wofür eine Nachnahmegebühr fällig wäre. Wenn Sie nichts bestellt haben, mit dem Absender keine Kundenbeziehung pflegen und Ihnen irgendetwas merkwürdig an einer E-Mail vorkommt, dann klicken Sie auf keinen Fall in der E-Mail irgendwelche Links oder Buttons an und leisten Sie auf gar keinen Fall irgendwelche Zahlungen! Auch dann nicht, wenn als Absender, wie in meiner E-Mail, angeblich DHL lautet. Bei dieser Mail war der Absender "DHL Deutsche", was aber korrekterweise hätte "DHL Deutsche Post" hätte heißen müssen. Es ist heutzutage sehr leicht, einer E-Mail-Adresse einen Namen zuzuweisen. Ich kann per E-Mail so tun, als sei Monika Bremer ein Fritz Müller oder eben die DHL. Neben der Absenderadresse der E-Mail befindet sich jedoch ein kleiner Pfeil, der nach unten zeigt. Wenn Sie auf diesen Pfeil neben dem Absendernamen klicken, dann erscheint die tatsächliche E-Mail-Adresse. Meine Mail kam also gar nicht von DHL, sondern von office@threequency.com. Und dabei kann es sich nur um Betrug handeln. Der Domainname threequency.com ist gar nicht vergeben. Also Augen auf bei merkwürdigen E-Mails und genau hinschauen:
