- Monika Bremer
Newsletter | Keine Angst vor ChatGPT

Liebe Leserinnen und Leser,
willkommen zu meinem Februar-Newsletter. Ich hoffe, Sie haben das neue Jahr gut begonnen und sind bereit für eine neue Ausgabe voller interessanter Themen.
Zunächst möchte ich Ihnen das revolutionäre Technologieprodukt ChatGPT vorstellen, das die Art, wie wir miteinander kommunizieren, grundlegend verändern wird.
Weiter geht es mit einem Highlight für alle Musikliebhaber: Dem Wacken-Bandwettbewerb am 4. März in Kairo. Hier haben junge und talentierte Musiker die Chance, Ihr Können auf der Bühne zu zeigen und einen Platz im Line-up des berühmten Wacken-Open-Air-Festivals zu gewinnen. Zu guter Letzt befassen wir uns mit einem immer aktuellen Thema: Dem Fernstudium.
Machen Sie es sich bequem und tauchen Sie ein in die spannende Welt meines Newsletters. Ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen.
Hier kommen nun die echten Themen meines Februar-Newsletters - denn, wer mich kennt hat es sicherlich bemerkt - die heutige Begrüßung wurde nicht von mir, sondern von ChatGPT formuliert.
Viel Spaß beim Lesen
Herzlichst
Ihre Monika Bremer
Metal Battle Middle East - Egypt am 4. März
Keine Angst vor ChatGPT
In den Medien ist es nicht zu übersehen - jeder spricht über ChatGPT. Und wie so häufig, werden dabei Szenarien verbreitet, die dieses Programm als Bedrohung darstellen und das Ende des Journalismus und des Schreibens vorhersagen. Also habe ich mir dieses vieldiskutierte Wunderdings mal angesehen. Als erstes kam hier in Kairo: Steht für diese Region nicht zur Verfügung. Also gut, VPN angeschaltet und dem Smartphone vorgegaukelt, ich sei gerade in Deutschland.
Für alle, die es noch nicht mibekommen haben - ChatGPT ist ein Textprogramm mit sogenannter künstlicher Intelligenz, entwickelt von Open AI. Es erstellt Texte aller Art wie beispielsweise die Begrüßung meines heutigen Newsletters. Dazu bedient es sich den unendlichen Weiten des Internets und ist in der Lage, sich aufgrund von Feedback und Korrekturen weiterzuentwickeln.
Lehrer haben Angst, dass Schüler ihre Hausaufgaben von ChatGPT schreiben lassen, Journalisten bangen um ihre Aufträge, und Studenten freuen sich, dass ChatGPT ihre Exposés und Semesterarbeiten formuliert. Prima, dachte ich, der nächste Ratgeber wird dann ja schnell fertig.
Leider war dem nicht so. Zum einen muss man ChatGPT ziemlich genau sagen, was man möchte, beispielsweise habe ich die Themen des Newsletters vorgeben müssen. Dann liefert ChatGPT Standardantworten. Wer meine Newsletter kennt, hat eventuell bemerkt, dass die Begrüßung meiner persönlichen Note entbehrt. Ich habe meinen eigenen Stil - für professionelle Verbraucherthemen, für meine freitags-Kolumne und für persönliche Newsletter. Des weiteren belegt ChatGPT keine Quellen und ist somit für seriöse Recherche nutzlos. Ich habe ChatGPT gefragt: "Welche Arten von Diascannern gibt es?". Bei zweimaligem Fragen habe ich zwei unterschiedliche Antworten bekommen. Als ich den Robot fragte, wo ich gute Tests über Diascanner finden könne, bekam ich als Antwort Quellen genannt, die ich als seriöse Verbraucherjournalistin zu genüge kenne - Stiftung Warentest, Computermagazine, Herstellerseiten, Verbraucherzentrale u. a.. Mein Rechercheordner ist voll mit solchen Quellen. Hier bietet der Chatrobot somit keinen Mehrwert.
Was ChatGPT kann, sind Standardformulierungen, ein bla bla, das ich meistens in meinen Texten vermeide, auf das aber unter Umständen Wert gelegt wird. Beispielsweise, wenn es darum geht, offizielle E-Mails zu verfassen und eine geglückte E-Mail-Einleitung zu finden. Chat-Robots sind jedoch nicht neu. Wer beispielsweise mit dem Reiseportal Opodo kommunizieren möchte, landet bei einem Chat-Robot, der mit Standard-FAQs antwortet. Häufig genügt das. ChatGPT soll lernfähig sein und sich dadurch von anderen KI-Programmen abgrenzen. So soll man Songtexte schreiben lassen können, die im Stil von berühmten Musikern verfasst sind. ChatGPT soll Content verfassen für Social Media - ChatGPT, schreibe einen Post, dass am 4. März der Metal Battle im Jazzclub610 stattfinden wird. Bevor ich das an ChatGPT als Input getippt habe, kann ich meinen Post auch selbst formulieren und mich dadurch von anderen Standard-Posts abgrenzen. Und laut eines Artikels über ChatGPT in der ZEIT wird genau das die Herausforderung des zukünftigen Journalismus sein - genauer und präziser zu recherchieren und zu schreiben und einen eigenen Stil finden, der sich von einem KI-Programm abhebt. Die Leserinnen und Leser werden die Herausforderung haben, genauer lesen zu müssen. Hinhören war immer mein Appell als Musiklehrerin, hinschauen ist es nun als Journalistin.
Was mich als Verbraucherjournalistin viel mehr interessiert ist die Frage - was kommt nach SEO? Wenn jeder Texte so verfasst, dass diese anhand von Schlüsselwörtern von Google gefunden und hoch gerankt werden, dann ist das irgendwann hinfällig, wenn es jeder kann und tut. Es wird an Gütesiegeln gearbeitet oder an Rankings, deren Algorithmen heute noch nicht bekannt sind. Ich habe eine Idee im Hinterkopf, um die Online-Gaming-Welt mit den echten Verbrauchern und Offline-Business zu verknüpfen. Letztendlich machen wir uns aber immer mehr von Technologien abhängig. Und das zunächst, so behaupte ich das, ohne böse Hintergedanken. Als ich Projektleiterin war, um das erste Online-Angebot für eine deutsche Bank zu entwickeln, waren wir nur begeistert von den Möglichkeiten, die sich uns auftaten. Wie weitreichend unsere Projekte letztendlich waren, konnten wir damals nicht ahnen. Und ich glaube, so geht es vielen Kreativen, die einfach die Möglichkeiten des Machbaren ausschöpfen. Damit verbunden ist immer auch die Gefahr, dass es für unethische und unseriöse Zwecke missbraucht wird. Aber ganz ehrlich, um schlechte E-Books zusammenzuklauen und zu veröffentlichen oder Hausaufgaben abzuschreiben, dafür brauchen wir keinen ChatGPT. Vielmehr wird es meines Erachtens in Zukunft darum gehen, wie die Menschen die Technologien, die ihnen zur Verfügung stehen, nutzen. Ob man sich dann ausschließlich im immer gleichwährenden Tic-Toc-Algorithmus bewegt oder die Technologien für Sinnvolles nutzt, wird letztendlich wieder eine Frage der Bildung und der Gesellschaft sein. Mein Ziel ist es, als Verbraucherjournalistin und Kulturwissenschaftlerin an der Weiterentwicklung aktiv beteiligt zu sein.
Wacken Metal Battle in Middle East - Egypt

Am 31. Dezember war es soweit. Die Bewerbungsfrist für den Bandwettbewerb Metal Battle lief ab. Sechs Bands hatten sich beworben, für maximal fünf Bands haben wir Platz. Größtes Problem für die Bands war die Vorlage von gültigen Reisedokumenten. Diejenige Band, die den Metal Battle in Kairo gewinnen wird, darf zum Wacken-Festival Anfang August fliegen und dort gegen 29 weitere weltweite Finalisten antreten. Mit dabei sind unter anderem Schweden, die Ukraine, Island, Südafrika und mehr. Wer allerdings keine gültigen Reisedokumente hat, kann nicht antreten. Es gibt nur einen Sieger, und wenn die Gewinnerband nicht fliegen kann, dann ist die Chance vertan und der Platz in Wacken bleibt leer.
Zwischen dem 31. Dezember und dem 24. Januar haben internationale Juroren die Demosongs der Bewerberbands angehört und ein Top-5-Ranking der Bands erstellt. Die Juroren setzten sich im Wesentlichen aus Promoter-Kollegen zusammen, beispielsweise aus Island, Österreich und Ungarn oder Schweden. Trotz einer sehr klaren Kommunikation, wie die Vorgehensweise ist und was die Bands zu erwarten haben, kam, was aus Ägypten immer kommen muss.
Diejenige Band, die als einzige Band weniger als 20 Gesamtpunkte erreichte und mit 12 Punkten nicht qualifiziert war, bekam eine Absage. Anstatt die Absage zu akzeptieren und zu hinterfragen, was denn der Grund für die Bewertung sei, taten die Ägypter das, was sie seit Jahren tun - sich beschweren. Sie haben sich in Wacken beschwert und versucht, den Metal Battle in Ägypten und seine Organisation schlecht zu machen. Alles wäre unfair und die Gewinner stünden bereits fest. Sie hatten nicht verstanden, dass es um die Vorauswahl zur Zulassung des Live-Wettbewerbs ging. Sie beschwerten sich, dass sie so viel Arbeit in die Bewerbung gesteckt hätten und jetzt nicht mitmachen dürften. Tja, so ist das. So stand das in den Regeln, die sie mit ihrer Anmeldung unterschrieben haben. Und die komplette Anmeldung inklusive aller Regeln, die im Übrigen weltweit gleich sind, war natürlich von Wacken abgesegnet. Leider ist dieses Verhalten mit fehlender Eigenreflektion und fehlendem Willen, andere Meinungen anzunehmen, nichts Neues. Dass sie sich selbst dadurch in ihrer Weiterentwicklung einschränken, sehen sie auch nicht. Ich bin wie immer die böse und arrogante Westlerin, welche die armen Ägypter kolonialisieren und belehren will. Merkwürdigerweise stört sie das nicht im Geringsten, wenn sie mein Geld haben oder meinen Busen anfassen wollen. Mir soll es egal sein, und die anderen Bands freuen sich, denn deren Chance auf den Sieg ist gestiegen.
Am Abend des 4. März werden im Jazzclub610 in Sheikh Zayed insgesamt sechs Bands zu hören sein. Ich freue mich besonders darüber, dass drei der sechs Bands aus Alexandria anreisen werden. Als Opening-Act wird die Newcomer-Band Catharsis die Eröffnung des Metal Battle spielen. Eigentlich wäre Catharsis auch für den Wettbewerb qualifiziert, ein anstehender Militärdienst eines Bandmitglieds macht aber ein Reisen im Sommer unmöglich. Im Wettbewerb selbst treten vier Bands an: Bovem, Erasing Mankind, Medic und Mythos. Die Chance auf einen Sieg und eine Einladung nach Wacken liegen also bei 25 %. Entscheiden wird darüber eine Jury, die aus mindestens drei Personen bestehen wird:
Chadi Ashraf, Musiker, Medienmanger und mein Co-Promoter für die Region Saudi Arabien und UAE
Amr Hefny, Inhaber des Ganoub-Studios
Ismaeel Attallah, Musiker und Frontman der Band Crescent, der ersten Metal Battle Gewinnerband aus Ägypten im Jahr 2014
Während sich die Jury berät, wird Kato Hafez Project aus Alexandria als Gastband performen. Anschließend wird mir die Ehre zuteil, zum 5. Mal in Middle East einen Gewinner für den Metal Battle in Wacken zu verkünden. Die am Wettbewerb beteiligten Bands erhalten grundsätzlich für ihre Teilnahme keine Gage, das ist weltweit so. Die beiden anderen Bands haben aber auch zugestimmt, den Metal Battle zu unterstützen und ohne Gage aufzutreten, sodass der Eintrittspreis bei 200 LE liegen wird. Wir hoffen, dass wir somit einer Vielzahl von jungen und nicht mehr ganz so jungen Menschen die Teilnahme an diesem unglaublichen Event ermöglichen können. Wir freuen uns auf einen tollen und spannenden Abend!
Studieren über die Ferne
Ich hadere mit meinem Fernstudium der Kulturwissenschaften. Nein, es ist spannend und macht Spaß. Es ist super viel Arbeit. Und in einem Monat wie Januar, in dem die Organisation von zwei Veranstaltungen - Jugend Musiziert an der DEO und der Metal Battle - sowie Corona zu Jahresbeginn und das Alltagsgeschäft mit den Aufträgen zum Schreiben auf dem Programm standen, kaum zu schaffen. Aber auch das kann ich irgendwie noch organisieren. Ich hadere damit, dass ich alleine vor meinen Studienbriefen sitze und diese zusammenfasse. Dabei stoße ich auf super interessante Themen - und habe dann niemanden, mit dem ich diese diskutieren kann. Mir fehlen Kolleginnen und Kollegen. Ich arbeite bereits Remote von Zuhause für meine Auftraggeber in Berlin und genieße das sehr, dass ich mir mein Leben einteilen kann, wie ich möchte. Aber beim Studium fehlen mir Gleichgesinnte, die Lust hätten, aufkommende Themen aufzugreifen, sich darüber auszutauschen, zu recherchieren und vielleicht auch gemeinsam einen Artikel darüber zu schreiben.
Das, was ich eigentlich möchte, nämlich die Impulse zum Schreiben weiterer Themen zu nutzen, dazu komme ich gar nicht. Ich erhalte sehr viel logistischen und inhaltlichen Input, den ich gar nicht zeitlich umsetzen kann. Ich kann mir immer nur alles aufschreiben und merken und für später aufheben. Schreib- und Lesetagebücher, Programme zur Literatur- und Rechercheverwaltung, Impulse der Schreibwerkstatt und etliches mehr. Inhaltlich schaffe ich nur das Notwendigste. Von weiterführender Literatur kann ich ebenso nur träumen wie von Übungsaufgaben, die ein ausführliches Exposé erfordern. Stattdessen bedeutet das Studium Lesen, Lesen, Lesen. Ich habe mich immer noch nicht zwischen Geschichte, Literatur und Philosophie entschieden. Und ich weiß zudem nicht, ob das wissenschaftliche Arbeiten, also das Lesen von Texten und das Bestätigen, Weiterentwickeln und Widerlegen von Thesen und Theorien wirklich meins ist. Ich finde es spannend, aber ich glaube, ich bin doch eher Journalistin als Wissenschaftlerin. Was mich noch beim Studium hält, sind die inhaltlichen Impulse und die neue Herangehensweise an Themen und Texte. Ich hoffe, wenn ich Ende März nach München fliegen werde, dort Arbeitsgruppen für das Studium zu finden. Denn die Hoffnung, Menschen zu treffen, die sich in Kairo mit solchen Themen beschäftigen, die habe ich inzwischen aufgegeben. Wenn ich mich da irre und nur nicht genau hinsehe, bitte ich, mich anzusprechen.
What's next
Langweilig wird es nie - daher hier einige Highlights der nächsten Wochen:
Sonntag 12. Februar: Cairo Jazzclub Agouza - Cairo Bigband Society
Samstag 4. März: Jazzclub 610 Sheikh Zayed - Wacken Metal Battle Ägypten
10. bis 16. März: Landeswettbewerb Jugend Musiziert in Kairo-Ost an der Europaschule
Zum Erdbeben in der Türkei und in Syrien
Abschließend möchte ich noch anmerken, dass es mir aufrichtig leid tut, die Nachrichten und die Bilder von dem schrecklichen Erdbeben in Syrien und in der Türkei zu hören und zu sehen. Nicht nur ich selbst, sondern viele Menschen in unserem Umfeld hier sind in Gedanken bei den Betroffenen und Hinterbliebenen. Vor allem Syrien und unsere syrischen Musikerkollegen sind nicht nur räumlich, sondern auch mental nahe zu unseren Freunden im Libanon und zu uns in Ägypten. Ich bin traurig und entsetzt, dass es so scheint, dass die politische Situation eine effektive Hilfe weitestgehend verhindert und diejenigen, die am meisten leiden müssen, mal wieder die Privatpersonen sind. Ägypten hat bereits Hilfstransporte über den Luftweg gesendet. Ich hoffe, dass weitere Hilfe bereitgestellt werden kann und die politischen Befindlichkeiten endlich einmal den menschen Bedürfnissen weichen.